Von der Baustelle aufs Wasser

Nach zwei Jahren Baustress freuen sich die Ruderer in Havelberg, sich in der neuen Saison wieder auf ihr Hobby konzentrieren zu können.

Statt der Taufe eines Bootes zum Saisonstart am Sonnabend fand die Taufe des Bootshauses auf der Spülinsel statt. Der Anbau hat zwar keinen Namen wie ein Boot, aber viele Gäste zum Gratulieren kamen, es gab Sekt zum Anstoßen, Kuchen und Geschenke. Und viele freudige Gesichter. Der Vereinsvorsitzende Mathias Schulz erhob im großen Mehrzweckraum des Anbaus an das Bootshaus das Glas und forderte lautstark das dreifache „hipp hipp – hurra!“ ein. Allen Ruderern und Gästen ist die Freude über den Abschluss des Bauprojekts anzumerken. Denn es hat Kraft gekostet und so manches Mal wären die Ruderer wohl lieber ins Boot gestiegen als auf der Baustelle zu arbeiten.

Die Ruderer und ihre Gäste stoßen auf den Abschluss des Bauprojektes an. An der Decke im Mehrzweckraum hängt ein alter Renn-Einer.

Denn wenn auch Dank der vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (Alff) Stendal Fördermittel in Höhe von 100.000 Euro geflossen sind, so hatte der Verein doch jede Menge Eigenleistungen zu erbringen – 17.000 Euro in Form von Geld und dazu jede Menge Muskelkraft. Deshalb dankte Mathias Schulz auch allen Vereinsmitgliedern. „Auf normalen Baustellen gibt es zumeist zwei Bauherren, bei uns gab es 60! Das bedeutet auch 60 Meinungen und 60 Erfahrungen. Das war gut und hat uns immer die beste Lösung finden lassen. Aber es hat manchmal auch für Reibung gesorgt. Aber Reibung erzeugt Wärme und Zusammenhalt“, blickte er seinen Vereinskameraden dankbar in die Augen.

Dank der „fünften Kolonne“

 Einer von ihnen ist Erik Luther. Der Bauingenieur übernahm die Projektbetreuung. In seiner Rede zur Einweihung nannte er die zuverlässigen Baufirmen der Region. Und er würdigte die „fünfte Kolonne“. Ulrich Muchow, Wolfgang Richter, Horst Scheel und Jürgen Welle waren oft auf der Baustelle anzutreffen. Denn es gab um den Anbau drumherum genug Arbeit – vom Abriss des Vordaches bis zum Pflastern der Freifläche. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neben dem großen Mehrzweckraum gibt es nun einen Kraftraum, in dem im Winter die Muskeln gestählt werden. „Und wir haben endlich einen Umkleideraum“, berichtet die Ruderwartin Beate Gädeke. Sie hat auch in der zurückliegenden Saison wieder die meisten Kilometer geschafft, ganz dicht gefolgt von Mathias Schulz. Insgesamt legten die Mitglieder der Havelberger Ruderriege 2018 rund 13.000 Kilometer zurück – das sind 3000 mehr als 2017, und das trotz der Arbeit auf dem Bau! Aber das Rudern auf dem Wasser ist eben nicht nur anstrengend, sondern auch erholend. Juniorin Pauline Rauls schaffte beachtliche 1594 Kilometer – dafür gab es auf der Einweihungsfeier den Kilometerpokal. Bei den Kindern ruderte Elias Leue mit 568 Kilometern die meisten.

Ruderwartin Beate Gädeke überreicht der Juniorin Pauline Rauls den Kilometerpokal. 2018 hatte sie immerhin 1594 Kilometer auf dem Wasser Text und Foto: Anke Schleusner-Reinfeldt

Bürgermeister zollt Respekt

Bürgermeister Bernd Poloski gratulierte dem Verein nicht nur zum neuen Bootshaus, sondern auch zum 110. Geburtstag. Denn gerudert wird in Havelberg seit 1909, seit kurz nach der Wende gibt es den Verein der Ruderriege. Er sprach ihr seine Hochachtung aus: „Die Ruderriege gehört zu den Vereinen, die hervorragende Arbeit leisten – im sportlichen Bereich und bei den Eigenleistungen. Ihr selbst tragt Sorge dafür, dass die Bedingungen stets besser werden.“ Und dann so ein Bauprojekt mit Fördermitteln ganz eigenständig durchzuführen, verdiene Respekt. Den zollte auch Carola Schulz vom Kreissportbund Stendal den Ruderern. „Ihr habt von A bis Z alles allein gemacht. Mit viel Engagement und Spaß ist ein Schmuckstück entstanden!“ Dass es nicht immer einfach war vor allem während der Phase der Bauvorbereitung, erinnerte Mathias Schulz. Unverzichtbare Unterstützung gab es von Bauplaner Hans Preß, an den auch ein Dankeschön ging. Ebenso an Nadine Schütte vom fördermittelgebenden ALFF, „die prima Zusammenarbeit hat einfach nur Spaß gemacht!“ Zwei turbulente Jahre liegen hinter den 62 Vereinsmitgliedern. Nun können sie sich ganz unbefangen auf ihr Hobby konzentrieren. Dank des Anbaus sind die Bedingungen bestens. Das sahen sich beim Tag der offenen Tür, der sich an die Einweihungsfeier anschloss, auch etliche Havelberger an. Die nächste Möglichkeit zum Schnuppertraining gibt es am 12. Mai.